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  • AutorenbildSina Heinemann

Warum ich den Begriff Mental Load mag




Ein neuartiger Begriff, der die Runde dreht? Nein es ist viel mehr: Der Begriff an sich ist vielleicht etwas neuer und trendiger, aber die Arbeit, die Gedankenarbeit, die dahinter steckt gibt schon es schon seit jeher.


Ehrlich gesagt mag ich den Begriff. Wenn ich von der ersten Schwangerschaft erzählt habe, habe ich oft so eingeleitet: So ganz genau kann ich es nicht mehr aufrufen, ich war wie in einen Wattebausch gehüllt, aber ich glaube es war so und so...


Zugegeben, ich habe kein fotografisches Gedächtnis, aber vor der Geburt war es deutlich besser gewesen. Und dann auf einmal war ich phasenweise nicht mal mehr in der Lage einem Gespräch aufmerksam zu folgen und alle Dinge, die ich so tat verschwanden schnell in einer Gedankennebelsuppe, so dass ich Tage, Orte und Stunden permanent durcheinander warf. Spaßeshalber habe ich das der Stillerei und den Hormonen zugeschoben. Das schien die einfachste Lösung zu sein... Glasklarer Fall von Stilldemenz!


Im Nachhinein habe ich drei Schuldige ausmachen können:

  1. Anämie nach der Geburt (im Buch beschreibe ich die Folgen etwas genauer)

  2. Schlafentzug

  3. Mental Load


Die Anämie ließ sich schnell behandeln und war nach etwa 8 Wochen verschwunden. Der Schlafentzug hielt länger an. Ehrlich gesagt war das vor Geburt meine größte Angst (mit wenig Schlaf auskommen zu müssen). Das ging aber dann besser als gedacht, auch wenn es natürlich geschlaucht hat.

Aber was das Fass zum Überlaufen bzw. mein Gedächtnis in diesen merkwürdigen Zustand gebracht hat, war der Mental Load, den ich völlig unterschätzt hatte.


Natürlich weiß man vorher, dass organisatorisch Einiges auf einen zukommt. Aber wirklich versteht man es erst, wenn es soweit ist. Für die zweite Runde war ich besser vorbereitet und auch diesmal litt die Gedächtnisleistung. Allerdings nicht so sehr, weil ich aufgrund der gemachten Erfahrungen etwas achtsamer mit meinen Ressourcen umgegangen bin und weil ich mir Unterstützung an manchen Stellen organisieren konnte.


Also liebe Eltern, wenn ihr mal wieder das Gefühl habt, den Überblick zu verlieren, seit nicht zu streng mit euch. Der Mental Load ist riesig und begleitet uns Eltern noch sehr lange. So zu funktionieren wie vor Geburt des Kindes ist zum Scheitern verurteilt, das wäre die Quadratur des Kreises oder euer Burnout.

Eine Sache, die mir wirklich hilft, wenn sich die Welt mal wieder viel zu schnell dreht und die Aufgabenliste immer länger wird:

Nicht noch schneller Rennen, wenn man kurz vor dem Limit steht, sondern das komplette Gegenteil. Das Tempo total rausnehmen, to Do's aufschreiben und radikal "ausmisten". Nur die Dinge die erste Priorität haben werden in pn Angriff genommen, der Rest darf liegen bleiben bis wieder Zeit ist. Das Schöne ist, vom Rest erledigt sich oft ein Teil von ganz alleine.


Also ich mag den Begriff Mental Load, weil er aus meiner Sicht die immensen Aufgaben von Eltern gut beschreibt und damit wertschätzt, welche Leistung dahinter steht, Verantwortung für einen neuen Menschen zu übernehmen - jahrelang und 24 Stunden am Tag. Ich mag ihn auch, weil mithilfe des Begriffs eine Diskussion über die "gerechte" Verteilung von Care-Arbeit geführt wird, die ich für sehr wichtig halte. Weil auch da noch etwas mehr geschehen darf, auf politischer, gesellschaftlicher, aber auch auf persönlicher Ebene.


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